Drei Tage - drei boards

  • Die boards:

    1. Virus Stingray – Nummer 30 aus 2012 – 186 lang, 15 breit, hart – ist mir 2016 gebraucht zugelaufen
    2. Plasma CE - aus 2014 – 185 lang, 15 breit, hart - das gelbe – hat mir Gunther 2014 gebaut
    3. Swoard Extremecarver PRO 2 – 175 lang – in harter Ausführung (H)

    Der Ort:

    Hintertuxer Gletscher, 16.-18.03. , hinsichtlich Pistenbedingungen gab es alles: weich, hart, steil, flach. Wer sich auskennt: Slalomhang, Kaserer (11), die Schwarze 11b, die 2 -Abfahrt zur Sommerbergalm, und die 3 – Abfahrt zum Tuxerfernerhaus

    1. Tag – Virus:

    Ich hatte das Brett auf einigen Sessions dabei, bin es aber doch nur in den seltensten Fällen gefahren. Zur Reschen-Session habe ich es aber – nachdem Fruno sanften Druck ausgeübt hat – doch mal wieder ausgepackt. Und ich war begeistert. Der einfach nur geniale Kantenhalt ist eine immens vertrauensfördernde Maßnahme. Ganz kurz, was mir aus Reschen in Erinnerung geblieben ist: Mit dem board geht einfach alles. Super…

    In Hintertux - basierend auf dieser Erinnerung - das Virus geschnappt und alles andere ganz unten im Tal im Auto gelassen. Ich wollte nicht in Versuchung geraten.

    Slalomhang – ein wenig weich – keine Herausforderung für die Kante. Das board läuft prima, die Bögen sind ein wenig groß, das muss auch enger gehen. Geht es auch, ist aber irgendwie viel anstrengender. Das board will getreten werden, so richtig getreten. Dann wird´s auch echtes tiefcarven, fühlt sich an wie eine Art Automatikmodus, irgendwie drückt dich das board ab einem bestimmten Aufkantwinkel in den laydown-Modus. Wie und warum? Keine Ahnung…

    Sommerbergabfahrt – wie man sich das immer wünscht: griffig hart

    Langsam in den flow kommen und dann bäm, bäm, bäm… mit dem Virus kann man so richtig hämmern. Ich muss aber auch brutal hämmern, sonst wird mir die Piste zu eng. Und speed hab ich… aber die Kante hält, volles Vertrauen… Buckel? Egal, da geht das board einfach durch. Also Immer weiter hämmern bis du fertig bist. Wie sagt der Dinocarver so schön: push, push… Pause. Das Virus ist und bleibt ein echtes Männerbrett.

    2. Tag – Plasma:

    Steht bei mir immer noch ganz oben in der Liste der Lieblingsboards. Viel und oft gefahren, eigentlich immer. Das heißt ich kenne auch seine Schwächen. So eine richtig vereiste Piste mag es nicht, das wäre es aber auch was ich an wirklich Negativem aufzählen könnte.

    Slalomhang – noch ein wenig weicher als gestern… nichts für laydowns. Aber mit dem Plasma kann ich auch so enge Bögen fahren. Je nach Position auf dem board wird’s enger oder weiter, Die beiden unterschiedlichen Radien vorne und hinten und die relativ weiche nose machen´s… Damit ist das board gefühlt einfach sehr variabel.

    Mittlerweile fahre ich es aber lieber weit hinten, das macht mir am meisten Spaß. Da komme ich relativ schnell und häufig in den airborne-Modus beim Kantenwechsel… und das fühlt sich geil an.

    Sommerbergabfahrt – ähnlich wie gestern, wir sind aber etwas später dran, es gibt ein paar Buckel mehr. Aber alles kein Problem. Enge turns, weite turns, laydown wo gerade mal keine Buckel sind oder einfach nur gecarvt. Alles easy – und weniger anstrengend.

    3. Tag – SWOARD

    Ich liebe meine Schmallatten (neuerdings auch mein Virus), die steilen Winkel, heellift, toelift, habe mich an meinen stance gewöhnt und so weiter und so fort – und doch haben mich drei Swoard-Jünger - wahrscheinlich im Suff - überredet, so ein Teil auszuprobieren.

    Ja, ich weiß, die Virus-Fraktion fängt jetzt wieder an über flatternde Nasen, viel zu weiche boards und anderes zu schimpfen. Und ich sehe das ja eigentlich genau so.

    Aber gut, eigene Erfahrung ist immer mehr wert als alles, was einem von außen so suggeriert wird.

    Ich habe also beim Petr in Hintertux ein Swoard ausgeliehen. Genauer einen Extremcarver Pro2, 175 cm lang in Ausführung H.

    Wieder Sommerbergabfahrt – die Bedingungen auf dieser Piste wieder so gut wie an den vergangenen zwei Tagen – wir fangen halt erstmal mit guten Bedingungen an…

    Es ist ein seltsames Gefühl, diese viel stumpferen Winkel (wir haben die Soward-Standard-Einstellung genommen). Kein heellift, kein toelift, Bügelbindung… damit überhaupt etwas gleich bleibt, bin ich wenigstens bei meinem Schuh geblieben…

    Erster turn, frontside… deine Postition auf dem board ist ja gegenüber dem Schmalboard schon so, dass du das Gefühl hast, du bist voll einrotiert. Jetzt muss es noch mehr werden… du fühlst dich als würdest du dich nach hinten drehen… aber es geht… das board zieht mühelos einen sauberen turn… noch nicht mal gedriftet… auch die Buckel in der Schrägfahrt gehen eigentlich. Aber du merkst, wie das board der Kontur der Piste mehr folgt, einfach anders als beim Virus , dass da einfach hindurchsticht.

    Nun gut, es ist einfach anders, aber nicht unbedingt schlechter.

    Zweiter turn, backside. Okay, das war ja nun gar nix… ich liege auf der Piste und überlege, was da wohl passiert ist. Nach reiflichem überlegen komme ich zu dem Schluß, dass ich da wohl voll überrotiert habe und dass mir das board hinten weggeschmiert ist. Hätte ich mir ja eigentlich auch denken können, die einrotierte Position muss eine andere sein, gefühlt halt einfach viel weniger – was immer das auch wirklich ist.

    Ich übe weiter…

    Frontside wird irgendwie ganz schnell, laydowns kein Problem, egal ob EC oder FB-style. Geht alles. Was mir dabei gefällt: Das board zieht genau den Radius, den ich möchte. Und das ganze funktioniert bei wenig speed. Ich kann ausprobieren, auch an engen Stellen. Ich muss nie darüber nachdenken, ob ich die folgende backside noch vor dem Pistenrand hinbekomme.

    An der backside arbeite ich wesentlich länger. Aber irgendwann habe ich so etwa raus, wie weit ich bei welchem speed eindrehen muss, gemütlich gecarvt mit der äußeren Hand am vorderen Knie, den Blick nach innen oben, das passt. Und diese gestreckte EC-backside will es viel weniger einrotiert haben. Sehr stark Richtung frontside einrotiert anfahren, in den turn reinschrauben, äußere Hand am hinteren Schuh, und dann langsam strecken, äußere Hand am äußeren Knie, Kopf mit in den turn hineinnehmen (eklig, wie der Horizont wegkippt, aber es geht einfach besser!), inneren Arm – keine Ahnung, ich glaube ich habe ihn irgendwie schräg oben vorne…

    Die anderen Pisten – geht auch alles irgendwie. Weich und bucklig,- wie gesagt, man merkt wie das board arbeitet, der Kontur folgt. Etwas mehr in die Knie, dann lässt sich das alles locker wegfedern.

    Die flatternde nose? Sorry, ist mir nicht aufgefallen, scheint zumindest mir irgendwie ziemlich egal gewesen zu sein. Die Plasma nose flattert ja auch schon mal, wenn keine Last drauf ist…

    So… am Ende wollen alle immer ein Fazit hören:

    Liebe Virus-Fans, liebe Schmallatten-cracks:

    Das Swoard Pro2 ist gar nicht übel. Es ist auf jeden Fall viel besser als mir der ein oder andere das immer wieder verkaufen will. Man muss sich halt mal drauf einlassen.

    Liebe Swoard-Jünger:

    Es hat mir viel Spaß gemacht dem Pro2 einfach eine Chance zu geben. Ein leicht zu fahrendes board, das einfach das macht, was es soll. Ihr zieht mich nicht 100%ig auf die dunkle Seite, aber ich sage definitiv nicht nein, wenn ich mal wieder ein Pro2 unter die Füße bekommen kann.


    Und zum Schluss jetzt noch mein ganz persönliches Fazit:

    Eigentlich alles egal… Bindung, Winkel, Breite, heellift, toelift, canting, Schuh, Federsystem…

    Das einzige, was mir nicht egal ist: Ich fahr weiter regular…

    Aber ich ändere meine Meinung hinsichtlich der Technik: 95% sind fahrerisches Können, nur 5% liegen am board.

    Wer´s richtig drauf haben will, muss üben, üben, üben… und vielleicht auch mal was außerhalb der eigenen Komfort-Zone probieren. König ist, wer alles kann...

    :denkdenk: ... Shut up... and carve!

    Einmal editiert, zuletzt von Long Tall Lollo (3. April 2018 um 11:56) aus folgendem Grund: ein paar Formulierungen geändert - sonst nix

  • Mahlzeit!

    Klasse Bericht, richtig lebendig geschrieben.

    An manchen Stellen seh ich das direkt vor mir... :doppel_daumen:

    Endlich auch mal ein ehrlicher, nachvollziehbarer Vergleich

    "Schmal vs. Swoard"! :thump:

    Hauptsache auf der dunklen Seite du nicht bleibst! :grinzzzz:

    Was ist das wichtigste, das ein Eskimo-Vater seinem Kind beibringt? DON`T EAT YELLOW SNOW!!!
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    Männer und Frauen schauen übrigens aus vollkommen unterschiedlichen Gründen Filme, bei denen man Taschentücher braucht!

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